Da sah die Frau, dass der Baum gut sei zum Essen und eine Lust zum Anschauen
und begehrenswert, um weise zu werden. (Gen I, 3)

Geheimnis und der Verlust von Geheimnis durch Erkenntnis, ist der rote Faden,
der sich inhaltlich durch den Zyklus „Atlas“ von Christian Bussenius zieht:
Wissen fordert Unschuld, Klarheit fordert Mystik und nach Freud riskiert ein
Künstler durch eine Psychoanalyse seine Neurose, die er benötigt, um Kunstwerke
hervorzubringen - entsprechend fordert Heilung sein wichtigstes Gut: Das
ingenium!

Christian Bussenius konnotiert den Weg der Erkenntnis aber nicht in
Entsprechung der Erbsünde einseitig negativ, sondern betont, dass der Mensch
nicht dazu erschaffen sei, Naivität und Träume auf Kosten des Fortschritts zu
bewahren: Seine Triebfeder zu Wissen, habe ihn über alle anderen Wesen erhoben.

Formal spiegelt sich die Zerrissenheit von Trauer um Entzauberung und die
Affirmation von Fortschritt in einem Mix aus High und Low: Assoziationen zur
Science-Fiction-Ästhetik und zum Comic sind erlaubt. Romantik,
Fantasie-Ästhetik, Feen, fremde Wesen und Arbeiterfiguren repräsentieren die
Verwendung weiterer Bildquellen als Rohstoffe. Christian Bussenius agiert auf
seinen Bildern als Künstler-DJ, der Batman und Velázquez zu einem eigenen Bild
remixt, wobei er seine Brüche wie bei dem „weißen Kragenjungen“, mal zu einer
Synthese führt, oder sie unvereinbar als Bruch nebeneinander platziert.

Eine ganze Reihe der Bilder erweckt durch den Schwarz -Feuerrot-Kontrast die
Assoziation zur Hölle, so dass der Verlust des Geheimnisses sich hier
offensichtlich jenseits des Paradieses abspielt. Ein kaum wahrnehmbares Licht
durchzieht das Dunkel, lichtet die Situation und transzendiert die Vorstellung
einem unentrinnbarem Abgrund entgegenzutreten. Auf dem Bild „Atlas“ verlassen
zwei Figuren die vermeintliche Hölle und betreten die Erde, die nunmehr das Antlitz
einer Welt nach dem Ende der Welt annimmt.
Sie sind leider nicht im Paradies angekommen! Die Suche nach Wahrheit geht weiter.

Sandra Kühn

Christian Bussenius

"Atlas"

13. 02 - 09. 03. 2010

Vernissage: 12. 02. 2010 . 19 h

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