Potemka

First Group Show!

11. 12. 2009 - 08. 01. 2010






Marek Brandt,
Christian Bussenius,
Konstantin Dèry,
Ondrej Drescher,
Rayk Goetze,
Rahel Meisel,
Michiko Nakatani,
Jürgen Noltensmeier,
Johannes Tiepelmann,
Marco Voss



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Potjomkin-Potemka

Grigori Potjomkin ist die Muse unsrer Galerie. Mag die Verbindung zwischen
einer zeitgenössischen Galerie und einem russischen Fürst aus dem 18.
Jahrhundert zunächst ungewöhnlich erscheinen, so schöpft doch gerade die Kunst der Gegenwart großzügig aus dem Fundus vergangener Bilder. Warum also nicht ein historischer Rückbezug, bei dem sich die Rückkopplung zu künstlerischen Fragen geradezu aufdrängt?

Gemeint ist nicht Potjomkin als Politiker oder der nach ihm benannte Panzerkreuzer, sondern vielmehr die Potjomkinschen Dörfer, die der Fürst angeblich malen ließ, um seine Geliebte - Katharina die Große - vom Reichtum seiner eroberten Länder zu beeindrucken. Die oberflächliche Vorgabe einer nicht vorhandenen Realität wurde in diesem Kontext oft als Täuschung, Lüge und sogar Betrug diffamiert und mit Substanzlosigkeit konnotiert. Doch kann diese negative Verbindung nur für eine an der physischen Realität gemessenen Wirklichkeit gelten.

Vom Blickwinkel der Kunst aus betrachtet, deren Reich spätestens seit Zeuxis, als Wiedergabe von Abbildern belegt ist und vom Spiel mit Abbildern lebt, sind Illusion und (ihr ureigenstes) Wesen nahezu identisch. Die Potjomkinschen Dörfer werden damit zu Verbündeten der Kunst. Die Kunst geht aber noch weiter als ihre "verbündeten Fassadendörfer": Kraft ihres Illusionismus kann sie die physische Wirklichkeit in eine Überwirklichkeit überführen und vermag die äußere Welt mit Sinn aufzuladen, sie mit Glanz zu erfüllen, oder Staub über den Glanz zu legen. Sie kann widersprüchliche Gefühle, Situationen, Charaktere offenbaren oder deren Geheimnis unterstreichen. Die Subjektivität, die in der zweiten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts hinterfragt und zunehmend negiert wurde (Art as Language, Pop, Tod des Autors, Appropriation Art etc. ...) findet eine neue Heimat in einer Ära, in der sich Künstler wieder groß denken dürfen. Die Wiedergeburt der Originalität aus den kühlen Gräben des Konzeptionalismus wertet Subjektivität und Illusion nicht nur auf - das wiederauferstandene Genie trägt die Substanz!

Sandra Kühn


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