Marcel Walldorf

EVERYBODYS DARLING

Opening: 14. Jan : 19 h

Exhibition: 15. Jan - 12. Feb 2011


Marcel Walldorf – Everybody`s Darling

Marcel Walldorf ist 1983 in Friedberg geboren, studiert seit 2009 Bildhauerei in Dresden bei Prof. Eberhard Bosslet. Er kombiniert Gegenstände des modernen Lebens, inszeniert unbeobachtete Momente, Tatorte von Triebhaftigkeit und Grausamkeit mit einem Augenzwinkern. Walldorf`s Plastiken nehmen den Betrachter auf Spurensuche mit, durch scheinbar bekannte Requisiten und menschliche Bedürfnisse und entlarven den alltäglichen Wahnwitz und seine Doppelmoral.

Unter dem Titel Everybody`s Darling sammeln sich aktuelle Objekte, die inspiriert sind von der bunten Welt sozialer Phänomene, von Haustieren, intimen Begegnungen und dem flüchtigen Gefühl der Verblüffung. Ein Pferdekopf, im Stil einer Jagdtrophäe, unter dem amputierten Hals ausgestopft und mit eine Karotte, die aufrecht aus der Stirn emporragt, gibt eine unglückliche Fälschung eines Einhornhauptes. Das Einhorn ist ein Fabelwesen, das im europäischen Kulturkreis für Reinheit und Edelmut steht Sein Horn kann Tote wiederbeleben, sein Blut gar unsterblich machen. Es lebt als scheuer Einzelgänger in symbiotischer Einheit mit einem Wald, dessen Flora und Fauna es durch seine behütete Magie mit ewigem Frühling segnet. Geschützt ist es durch einen Zauber, der nur jenen seine wahre Gestalt offenbart, die reinen Herzens und bereit sind, an es zu glauben. Anderen erscheint das Tier als einfaches Pferd.

Wurde hier tatsächlich ein Einhorn erlegt? Und wenn ja, wären wir in der Lage, es zu erkennen? Oder sehen wir aufgrund unsres Unglaubens nur ein Pferd mit Karotte? Der martalische Brauch, sich ausgestopfte Köpfe als Jagdtrophäen an die Wand zu hängen, dient als Beweis, dass man diesen leibhaftig gegenüber stand und ihr Blut vergossen hat. Und hätte es Einhörner gegeben, ist es nicht so, dass wir als Gesellschaft an der Schändung ihrer Natur und an ihren Morden beteiligt sind? Dann häten wir die Trophäe verdient. Dem Tierhaupt sind diese ungreifbaren Fragen wohl egal. All diese Fragen. Von der Wand herunter zitiert der körperlose Kopf den Titel des Werks allzu wörtlich. „Nobody`s perfect“ – Niemand bzw. kein Körper ist perfekt. Peter Szillat