funny bunny - Franziska Faust

Franziska Faust

Bestiarium

24. 03. - 21. 04. 2012 

Opening: 23.03. 2012, 19.00

L´Horreur de la Beauté

Franziska Faust benutzt Knochen als Material für ihre Skulpturen und Installationen, dabei geht es um das Leben, das nicht ohne Verwandlung existiert. Es geht um ein Bewusstsein über die Illusion, dass etwas unveränderliches lebendig sein kann; immerzu dreht sich das Rad der Transformation und der Vergänglichkeit. Selbst nach dem Tod geht die eine Energieform in die nächste über und zurück bleiben die Knochen , die hier gebraucht werden als Momento Mori.

Für die Ausstellung „Bestiarium“ bezieht die Künstlerin Prinzessinnen-Träume in ihr Werk mit ein. Sie arbeitet dabei, nach eigenen Worten erstmals, im Gefühl wie eine Malerin vorzugehen, die durch Farbe spricht. In diesem Fall durch die Symbolfarbe Pink, die unmittelbar an die Disney- und Barbie-Ästhetik erinnert und tatsächlich integriert sie auch Puppen und Teddys in ihr farblich gesüßtes Ensemble, das allerdings in Kontrast zu den „vertrauten“ Schädeln und Knochen steht. Auch die Warenwelt der Erotikindustrie, die ausgiebig aus dem Barbie- und Cinderella-Fundus schöpft, ist in Form industriell gefertigter Muschis Bestandteil der Installation. Die Tabuthemen die hier im Kontext zu Mädchen-Träumen gestellt werden, vor allem die Puppe, entstanden in Anlehnung an Hans Bellmer.
Für Franziska Faust ist die Puppe jedoch nicht allein ein schwaches und unschuldiges, sondern auch als ein herrschaftliches Symbol: so niedlich und süß die Puppe auch aussehen möge, so die Künstlerin, sie beherrsche, indem sie starrt und schweigt. Dadurch impliziert sie nicht nur eine dämonische Komponente, sondern bewegt sich als statischer Fremdkörper in der Welt einer Künstlerin, deren Werk das Thema Vanitas derart intensiv reflektiert. Die Puppe ist wahrlich ein Dämon in der Welt der natürlichen Abläufe, da sie Gefühle weckt, ohne selbst lebendig zu sein. Und die Puppe entführt darüber hinaus in kindliche phantastische Welten, aber auch in erotische Phantasien, was in Zusammenhang mit dem Thema Tod, der durch die Darstellung von Geschlechtskrankheiten und Schädeln gegenwärtig bleibt, unmittelbar Assoziationen zu Décadence und Charles Baudelaires L´horreur de la beauté heraufbeschwört. Hinter den Arrangements, die betören und gleichzeitig auch an innere Ängste heranführen, steht kein moralischer Zeigefinger, sondern die Frage nach Träumen und falschen Träumen. Dem Auseinander klaffen von Lust- und Realität, der scheinbaren Erlösung in der Phantasie, und die Frage, wie viel der sexuell ästhetisierten Sphäre, innerlich geworden ist. Wie viele fieberhafte Träume müssten, in Angesicht der eigenen subjektiven Wahrhaftigkeit und in Anbetracht der eigenen Endlichkeit, im Zeitalter der unbegrenzten sexuellen Möglichkeiten ausgelebt werden? Es geht um Lust und Enthaltung. Realität und Phantasie, Sinnlichkeit und Sinnverlust und ob jenseits der Phantasie eine Versöhnung zwischen Lust und Realität existiert. Und gibt es kein Happy-End,
dann gibt es doch die Hingabe an die Sublimierung und das ist die Form, die Kunst, hier in der Darstellung eines Systems das sich selbst entlarvt durch sehr rosaroten, „zuckersüßen“ Kitsch.

Lu Potemka

Funny Bunny, 2012, Mixed Media

 

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