Bel Air

Manche Bilder von Rayk Goetze sind abstrakte Farbkompositionen,
andere sind Farbräume mit Gästen. In diesen Bildern halten
veristische Fragmente die Balance mit kräftigen malerischen Gesten.
Die realistischen Darstellungen zeichnen sich im Detail durch die
Raffinesse aus, die präzise aneinandergesetzte farbige Flächen zu
Volumen werden lassen. Räume werden durch grossflächige Verwendung
der Farbe erzeugt, kein Kniefall vor der Zentralperspektive, dieser
Innovation der Kunst, die oft zur Versklavung von Bildkompositionen
geführt hat. Man könnte an gegensätzliche Maler der späten Moderne denken,
deren Bildaufbauten sich oftmals durch diese Vermeidung der Perspektive
auszeichnen, an den eher leichten David Hockney oder den schweren
Francis Bacon. Beide Maler haben sich während ihres gesamten
Arbeitens mit der bestehenden Malerei beschäftigt, zum Teil explizit,
und haben dabei immer eigene Arbeiten umgesetzt. Ein solcher Impetus
treibt auch Rayk Goetze. Das Wissen um die Geschichte der Malerei ist
keine Hemmnis oder Selbstbedienungsladen.
Vielleicht haben Italo Calvino oder Umberto Eco artikuliert, wie es
ist, wenn alles schon einmal gesagt wurde, dies trotzdem zu tun,
wiederholend. Hofmannsthal hat in seinem Chandos-Brief (an den
anderen Francis Bacon) hundert Jahre vorher den Erzähler am
Sachverhalt der Abgenutztheit der Sprache verzweifeln und endlich
schweigen lassen. Rayk Goetze begegnet dieser Entwurzlung der
Hochmoderne mit einem Repertoire klassischer Motive, wie dem Akt oder
den Badenden. Der Wettlauf einander stetig überholender Avantgarden hatte
schon einen Endpunkt in der Leere gefunden. (Der Mythos will es so, dass
Yves Klein an der Côte d‘Azur die Eingebung hatte, mit Blick in den
Himmel und dem Meer zu Füssen, zu „Le Vide“ oder fortan alles in ein
tiefes Blau zu tauchen.)

Einerseits entwurzelt, fliessend auf sich selbst verlassend, kommt
die Frage, weshalb der Surfer wieder mit seinem Brett herausfährt,
wenn er schon weiss, was ihn erwartet. Die Antwort beinhaltet ein
libidinöses Grundprinzip, denn die Erfahrung ist eine vermeintliche,
und durch das nicht rationale Begehren wird der Drang, etwas immer
wieder auszuprobieren, virulent.
Es entwächst dem Wissen keine Verzweiflung oder Arroganz, vielmehr
eine vitalistische Haltung. Für die Malerei Rayk Goetzes die Haltung
einer emotionalen Wirklichkeit, was nicht mit dem Darstellen von
Seelenlandschaften zu verwechseln ist. Dafür sind die Bilder zu sehr
mit dem Heute verbunden, das erneute Zusammenstellen von Elementen,
in „Beinarbeit (1)“ mit den Figuren, die man aus „Welle“ wieder
erkennen kann. Das Aufgreifen des selbst gewählten Kanons zieht das
Sampling als Prinzip zu neuen Bildkompositionen.

Eine horizontale Linie, die unmittelbar Landschaft assoziieren lässt,
ist leicht geschwungen auch ein Wellenkamm. Nach vorne, oder besser
dem Betrachter entgegen, steigen die gebogenen Formen an, sind
vielschichtiger und gebrochen, aus einigen erheben sich vertikal
Umrisse: Aphrodite, die aus den Fluten steigt, Schönheit und Begehren
symbolisierend, vielleicht nur von weiten zu sehen, oder nur ein
Bild, das Begehren als mögliche Erfahrung des Verlusts festhält.

Denise van de Beek
2008


Bel Air


Some pictures of Rayk Goetze are abstract color compositions others
rooms of colors with guests. In these pictures veristic fragments
balance strong painted gestures. The realistic execution excels also
by refinement in detail creating volume by precisely putting together
colored areas. Spaces are created by the extensive use of color a
submisson to central perspective this innovation of art that so often
lead to the enslaving of picture composing.

One might think of late modernety painters whose picture arrangements
often excelled by avoiding perspective, such as an easy David Hockney
or a more difficult Francis Bacon. Both painters were occupied with
contemporary painting throughout their whole creation, to some extent
explicitly, but always accomplished their own work.
Such a drive also inspired Rayk Goetze. The knowledge of painting
history is neither a restraint nor a self-service.

Maybe Italo Calvino or Umberto Eco expressed how it is, when
everything already had been said doing it nontheless repeatedly. A
hundred years ago Hofmannthal let the storyteller in his ³Chandos
letter² (to the other Francis Bacon) go desperate and finally silent
by the stereotype and issue of language. Rayk Goetze meets this
homelessness of ultra modernety with a compostition of classic topics,
e.g. the nude or the swimmers. The competition of a constantly ongoing
avantgarde had found its end in emptiness. (myth wants Yves Kleine to be
inspired on the Core d‘Azur, eyes to the sky and sea to his feet, to »Le Vide«
or from that moment on soak everything into a deeper shade of blue.)

On the one hand with no roots, flowing, only depending on himself the
question rises why the surfer goes out with his board knowing what is
going to happen. The answer contains a lustful main principle, as
experience is vague and the irrational desire the urge to do
something all over again clearly shows.

There is no desperation or arrogance rising out of knowlede, but a
lively attitude, the attitude of Rayk Goetze of a an emotional
reality not to be confounded with the elaboration of soulscapes.
However, his pictures are connected with today the new composing of
elements in »footwork (1)« with figures to be recognized from the
»wave«. The taking on of a refrain of his own choice draws the
sampling to new picture compositions.

A horizontal line directly linked with landscape ist slightly rolling
as the crest of a wave. To the front or towards the viewer bent forms
arise mulitlayerly and fractured giving way to vertical silhouettes:
Aphrodite rising out of the floods symbolizing desire and beauty.
Maybe only seen from afar or an image expressing desire as possible
experience.

Denise van de Beek
2008